Mittwoch, 22. Juli 2009

Sterbebegleitung und Hospizbewegung

Als Begründerin der modernen Hospizbewegung gilt die 1918 geborene englische Ärztin Cicely Saunders. Sie beschäftigte sich intensiv mit der Lebenssituation alter und unheilbar kranker Menschen. Saunders, die als Krankenschwester und Sozialarbeiterin begann, setzte sich dafür ein, Menschen in ihren letzten Lebenstagen in besonderer Weise zu unterstützen und ihnen diese Zeit so angenehm wie möglich zu machen.

Angeregt durch ein Erlebnis mit einem Patienten, den sie persönlich betreute, entwickelte sie die Idee ein spezielles Krankenhaus aufzubauen. Nach zwanzig Jahren unermüdlichen Einsatzes wurde ihr großes Ziel Wirklichkeit: das St. Christopher's Hospice im Südosten von London konnte 1967 eröffnet werden.

Die ORF-Moderatorin Barbara Rett besuchte dieses Hospiz und beschreibt ihre Eindrücke: „Es ist viele Jahre her und doch unvergesslich. Als junges Mädchen besuchte ich mit meiner Mutter eine Klinik in London, in der Cicely Saunders, die Gründerin der modernen Hospizbewegung sterbende Menschen betreute. In Minuten weicht mein ängstliches Gefühl unendlichem Staunen. Sterben in Würde, in Gelassenheit, ja Heiterkeit ist möglich? Der Eindruck lichtdurchfluteter, offener Räume. Menschen, die kommen und gehen - Verwandte, Freunde, Nachbarn, Kinder. Niemand, der weggesperrt ist oder einsam, niemand der Schmerzen leidet und niemand, der den Tod verdrängt. Fast eine Utopie. Wir sollten sie auch in Österreich zum Alltag machen! Und zwar überall, wo schwerkranke oder hochbetagte Menschen ihre letzte Lebensphase verbringen.“

Cicely Saunders vereinte soziales Einfühlungsvermögen und ihre fachliche Qualifikation als Ärztin in außergewöhlicher Weise. Schon früh machte sie sich Gedanken über eine präventive Schmerztheraphie. Zu Ihrer Zeit war es üblich, dass die Patienten schmerzstillende Mittel erst dann bekamen, wenn die Schmerzen nicht mehr auszuhalten waren.

In Würde Abschied nehmen
Im Zentrum der Sterbebegleitung sollte der Mensch stehen, der sich auf das Sterben vorbereitet. Seine Situation ist sehr individuell. Welches Leben hat die Person geführt? Welche Erfahrungen hat sie gemacht? Wie ist ihr Verhältnis zur eigenen Familie und zu nahen Verwandten und Freunden? Wie ist ihr Gesundheitszustand - körperlich und mental?

Die Umgebung, die Familie, das Pflegepersonal, die Ärzte, sie können viel beitragen, um die Person zu unterstützen. Die letzten Schritte zu gehen, bleibt aber dem betreffenden Menschen vorbehalten. Bei vielen Menschen ist der Wunsch da, in Frieden zu sterben, Bilanz zu ziehen, über das, was war und Frieden zu machen mit sich selbst und anderen. Andere sind vielleicht verbittert und brauchen eine intensive Hilfestellung, um freier zu werden für ein Aufarbeiten der Vergangenheit. Es gibt aber auch Menschen, die auf ein erfülltes Leben zurückblicken, die relativ frei und mit einer gewissen Dankbarkeit die letzten Schritte gehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen